Die Nachrichtendienste vieler Staaten haben den Auftrag, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Militärtechnologie anderer Länder auszuforschen. Im Zentrum steht dabei stets das Streben nach sensiblen Informationen – zumeist mit verdeckten Mitteln und Methoden. Aber fremde Dienste unterwandern auch Oppositionelle, werden staatsterroristisch tätig, sabotieren oder üben gezielt Einfluss aus. Einflussnahme gehört traditionell zum Repertoire auswärtiger Politik. In Verbindung mit Desinformation handelt es sich um illegitime Einflussnahme, die dem Bereich der hybriden Bedrohungen zuzuordnen ist.
Fremde Staaten verfolgen mit ihren illegitimen Einflussnahmeaktivitäten unterschiedliche Ziele. So soll die Überlegenheit des eigenen Gesellschaftsmodells herausgestrichen werden. Oftmals geht es aber einfach darum, den Ausbau der eigenen globalen Machtposition abzusichern. Es kann aber auch die Intention dahinterstecken, die eigene wirtschaftliche Dynamik zu stützen oder auf den demokratischen Meinungs- und Willensbildungsprozess Einfluss zu üben.
Für Spionage gibt es verschiedene Gründe – mögliche Erkenntnisse sollen für eigene politische und wirtschaftliche Zwecke genutzt werden oder sie dienen der Sabotage anderer Staaten. Während wirtschaftlich weniger entwickelte Staaten in erster Linie Produkte und Fertigungsprozesse auskundschaften, wollen die wirtschaftlich hoch entwickelten Staaten darüber hinaus auch an strategische Informationen gelangen, um die eigene Wirtschaft im globalen Wettbewerb besserstellen zu können.
Oppositionellenbeobachtung
Staaten mit totalitären Regimen - insbesondere im Nahen und Mittleren Osten sowie einige Länder Nordafrikas - setzen ihre Nachrichtendienste in Deutschland auch ein, um hier lebende Regimegegner und andere Zielpersonen auszuforschen und zu verfolgen.
Proliferation
Neben dem Betreiben von Spionageaktivitäten bemühen sich einige Staaten auch darum, in den Besitz von Produkten und Wissen zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen, deren Trägersystemen, anderen Rüstungsgütern oder Elementen neuartiger Waffensysteme zu gelangen (Proliferation).
Wirtschaftsschutz
Wirtschaftsspionage verursacht in Deutschland jährlich Schäden in Milliardenhöhe, kostet Arbeitsplätze und wertvollen Know-how-Vorsprung. Gerade bayerische Firmen und Hochschuleinrichtungen stehen wegen ihrer Innovationskraft in nahezu allen Branchen und Forschungsbereichen im Blickfeld ausländischer Nachrichtendienste. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind sich dieser Gefahr und der damit verbundenen, für sie negativen Auswirkungen oft nicht im Detail bewusst.
Im Rahmen seiner Wirtschaftsschutztätigkeit stellt das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz Unternehmen und Forschungseinrichtungen daher zielgerichtete Präventionsangebote zur Spionageabwehr zur Verfügung.
Vorträge zur Sensibilisierung bis zu vertraulichen Gesprächen in betroffenen Firmen und Hochschulen
Im Rahmen der seit 2010 zwischen dem Bayerische Staatsministerium des Innern für Sport und Integration und dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie bestehenden Initiative Wirtschaftsschutz bietet das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz kostenfreie Informationen und Serviceleistungen für Unternehmen und Hochschulen, z.B. allgemeine Vorträge zur Sensibilisierung bis zu vertraulichen Gesprächen, an.
Mit diesen Angeboten soll das Sicherheitsbewusstsein u.a. der Entscheidungsträger geschärft und die Bereitschaft zur Umsetzung individuell notwendiger Maßnahmen im Sinne der Unternehmenssicherheit geweckt werden.
Darüber hinaus informieren Flyer und Broschüren zu speziellen Themen mit praxisorientierten Verhaltenstipps über Know-how-Schutz.
Um mit der Wirtschaft die erfolgreiche Spionageabwehr weiterführen zu können, ist das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz auf Hinweise und Informationen von betroffenen Firmen und Forschungseinrichtungen angewiesen, um Angriffsmuster zu bewerten. Die Hinweise werden selbstverständlich vertraulich behandelt.